Diese Frage wurde mir in der letzten Zeit häufiger gestellt. Gern möchte ich Euch einen Einblick in die Aufgaben und Voraussetzungen dieses interessanten Ehrenamts geben.
Wusstet Ihr, dass die Fachberatung innerhalb eines Kleingartenvereins eine zentrale Rolle spielt? Oft wird sie unterschätzt, aber sowohl der Gesetzgeber als auch die Vereinssatzung messen ihr eine hohe Bedeutung bei
Im Bundeskleingartengesetz (§2 Abs. 1) ist die fachliche Betreuung der Mitglieder sogar eine der Voraussetzungen für die kleingärtnerische Gemeinnützigkeit. Das bedeutet, ohne eine aktive Fachberatung könnten Vereine ihren Status als gemeinnützig verlieren.
Auch in den Vereinssatzungen ist die Fachberatung unter dem Punkt (§2 Abs.4 [1]) – Zweck und Aufgaben – klar verankert:
Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch: Beratung und Betreuung der Mitglieder in allen Fragen der ökologischen und umweltschonenden Gartengestaltung und -bewirtschaftung, vor allem des Obst- und Gemüseanbaues (Fachberatung).
Die Fachberatung ist also nicht nur eine nette Geste, sondern eine notwendige Maßnahme, um die Gemeinnützigkeit der Vereine zu gewährleisten.
Damit ihr nicht von Paragrafen überrollt werdet, fasse ich die wichtigsten Punkte kurz zusammen. Wer detaillierter nachlesen möchte, kann dies gern im Bundes-kleingartengesetz und in der Vereinssatzung tun.
§11 der Satzung regelt die Wahl des Fachberaters im Rahmen der Vorstandswahlen und seine Pflichten wie:
- die Teilnahme an Kursen und Vorträgen des LGH und der Bezirksgruppen
- die mögliche Teilnahme an Vorstandssitzungen (ohne Stimmrecht)
Interessant ist auch Punkt 13 der Gartenordnung:
- der Fachberater ist gegenüber den Vereinsmitgliedern weisungsbefugt
- die Vereinsmitglieder sollen an Veranstaltungen des Fachberaters teilnehmen
Was macht einen guten Fachberater aus?
Die wichtigste Voraussetzung für die Fachberatung ist sicherlich die Begeisterung für Natur, Pflanzen und Tiere. Wer Freude am Gärtnern hat, ist schon auf dem besten Weg. Aber es gibt noch weitere wichtige Fähigkeiten und Eigenschaften, die einen guten Fachberater ausmachen.
Die Freude am Umgang mit Menschen und Kommunikationsstärke sind entscheidend, da man auch schwierige Themen ansprechen muss, und dann gemeinsam mit den Mitgliedern nach Lösungen suchen können sollte.
Ebenso ist die Bereitschaft wichtig, sich regelmäßig weiterzubilden, Fachzeitschriften und Bücher zu lesen sowie dieses neu erworbene Wissen bei seinen Beratungsgesprächen oder einfach im persönlichen Gespräch am Gartenzaun weiterzugeben.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Der Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg (LGH) bietet zweimal im Jahr Weiterbildungen speziell für Fachberater an. Auch die Bezirksgruppen treffen sich regelmäßig, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Viele Vereine stellen ihren Fachberatern die Zeitschrift ‚Der Fachberater‘ zur Verfügung, um sie zusätzlich zu unterstützen.
Was macht ein Fachberater im Kleingartenverein?
Die Aufgaben eines Fachberaters sind vielfältig und hängen oft von den Bedürfnissen des Vereins und den individuellen Interessen des Fachberaters ab. Wichtig ist eine gute Abstimmung mit dem Vorstand, um Missverständnisse zu vermeiden. Hier sind einige typische Tätigkeiten:
- Ein Schwerpunkt ist die Beratung der Mitglieder. Wenn ein Vereinsmitglied beispielsweise Probleme mit seinem Pfirsichbaum hat (z.B. kräuselnde Blätter), wendet er sich ratsuchend an den Fachberater. Dieser nimmt sich des Problems an, recherchiert bei Bedarf und gibt dem Mitglied anschließend eine Rückmeldung. Da dieses Thema auch für die anderen Vereinsmitglieder von Interesse sein könnte, könnte der Fachberater beispielsweise ein Merkblatt im Schaukasten aushängen oder über die Vereinshomepage eine Wissensdatenbank aufbauen.
- Neue Mitglieder benötigen oft Hilfe bei der Gestaltung und Bewirtschaftung ihrer Gärten. Der Fachberater kann ihnen helfen, sich in die Regeln des Vereins einzufinden und ihren Garten naturnah und ökologisch zu gestalten.
- Immer mehr Kleingärtner legen Wert auf naturnahe und ökologische Gärten. Oft wird hierzu der Fachberater beratend hinzugezogen. Hier spielten neben naturbelassenen Rasenflächen und Totholzhecken, die Düngung und der Pflanzenschutz eine große Rolle.
- In einigen Vereinen ist der Fachberater ein Teil der Wertermittlungskommission und unterstützt die Wertermittler bei Pächterwechseln.
- Der Fachberater kann an den jährlichen Begehungen teilnehmen, um die Einhaltung der Regeln zu bewerten und die Mitglieder bei Bedarf zu beraten.
Die Fachberatung bietet viele Möglichkeiten, sich kreativ einzubringen und das Vereinsleben zu bereichern:
- Tauschbörsen für Pflanzen
- Lehr- oder Bastelgruppen für Kinder
- Bücherecken
- Fachvorträge
- Sammelbestellungen für Samen und Pflanzen
- Gemeinschaftsprojekte (z.B. eine Streuobstwiese)
Die Fachberatung ist eine großartige Möglichkeit, Wissen weiterzugeben, anderen zu helfen und die Gemeinschaft zu stärken. Bei Interesse an diesem Ehrenamt sprecht bitte direkt Euren Vorstand an.
Herzliche Grüße
Svenia